Erlebnisbericht von Stefan Schulthess, SGV AG

Mein «Seitensprung» im Rahmen der Impulswochen des Netzwerks «Unternehmen Verantwortung» führte mich am Freitag, den 15. Juni 2018, zu Job-Vision nach Stans. Job-Vision bietet stellensuchenden Menschen die Möglichkeit, während einer begrenzten Zeit einer geregelten Arbeit nachzugehen. Ziel ist es, den oftmals Langzeitarbeitslosen mit einem Beschäftigungsprogramm einen geregelten Tagesablauf zu ermöglichen und den Wiedereinstieg ins Erwerbsleben durch geeignete Fördermassnahmen zu erleichtern. Ich war positiv überrascht, wie individuell die Programme auf die spezifischen Bedürfnisse der einzelnen Menschen gestaltet werden und mit wieviel Engagement Job-Vision diese anspruchsvolle Arbeit meistert.

Job-Vision ist ein Dienstleistungsunternehmen des RAV und der IV. Die Angebote von Job-Vision werden auch von Sozialdiensten und Organisationen im Asyl- und Flüchtlingsbereich rege benutzt.

Um 07:45 Uhr empfängt mich am Bergli 41 in Stans Tanja Michel, Leiterin Job-Marketing. Nach einem kurzen Begrüssungs- und Einführungsgespräch führt sie mich durch die Räumlichkeiten und Werkstätten der Job-Vision und erklärt mir dabei meine Aufgaben: Vorstellungsgespräche sowie das Verfassen von individuellen Motivationsschreiben müssen heute geübt werden.

Es ist erfreulich zu sehen, mit wieviel Engagement und Wille einzelne Personen an ihrem beruflichen Wiedereinstieg arbeiten. Und gleichzeitig ist es ernüchternd festzustellen, mit wie wenig Chancen sich manche Menschen monatelang vergeblich um eine neue Stelle bewerben – und sei es „nur“ als Reinigungskraft. Wenn Kinder für ihre Mutter eine Bewerbung mehr schlecht als recht schreiben müssen, weil die Mutter auch nach 20 Jahren Aufenthalt in der Schweiz Deutsch weder richtig lesen noch schreiben, geschweige denn einen Computer bedienen kann, dann scheint eine berufliche Wiedereingliederung in weiter Ferne und die gesellschaftspolitische Frage, wie wir mit nicht vermittelbaren Langzeitarbeitslosen ohne Perspektive umgehen, bekommt plötzlich ein Gesicht und bleibt nicht nur Theorie.

Was mich in diesem anspruchsvollen Umfeld ebenfalls stark beeindruckt hat, war die Art und Weise, wie in der Abteilung Job-Marketing einzelne Arbeitslose andere Arbeitslose beim Suchen einer neuen Stelle professionell, mehrsprachig und engagiert unterstützt haben. Da wurden Lebensläufe und Motivationsschreiben neu geschrieben und gestaltet, gleichzeitig wurde PC-Grundwissen vermittelt und erklärt, wie und wieso online-Bewerbungen funktionieren beziehungsweise erfolgsversprechender sind – dabei waren diese „Coaches“ selber auf Stellensuche. Eine schöne Beobachtung und ein kleiner Beweis, dass wir Menschen komplexer, widersprüchlicher und wandelbarer sind als ein Homo oeconomicus im vorherrschenden ökonomischen Modell vieler Ökonomen.

Ich danke dem Team der Job-Vision für diesen lehrreichen Tag, die Gastfreundschaft und für die Möglichkeit, nicht nur hinter die Kulissen blicken zu dürfen, sondern einen kleinen Beitrag zur Unterstützung von Stellensuchenden leisten zu dürfen. Ganz besonders danke ich dabei Tanja Michel für die professionelle Vorbereitung und die tolle Unterstützung, die ich an diesem Tag erleben durfte. Ich war tief beeindruckt von der positiven Stimmung, dem grossen Engagement und der Herzlichkeit, die im Team der Job-Vision herrscht. Ich kann einen Seitensprung im Rahmen der Impulswochen bei Job-Vision nur empfehlen!